Radlager austauschen HA , Eine bebilderte Anleitung

  • So meine Freunde der bayrischen Automobilbaukunst,


    aus gegebenen Anlass verfasse ich an dieser Stelle für Euch eine Anleitung, wie man vor dem Radlagertausch an der Hinterachse beim E36 keine Angst mehr haben muss. Vorweg sei gesagt, dass ich in eine Selbsthilfewerkstatt gefahren bin um das notwendige Spezialwerkzeug zur Verfügung zu haben. Daher möchte ich mich hier für die tatkräftige Unterstützung der Werkstattmeister danken (solltet Ihr aus Dresden kommen, kann ich Euch diese SHW empfehlen: http://www.shw-dresden.de/index.php).


    Verwendetes Werkzeug:


    1) eine SW30 Nuss zum Lösen der Radnabenmutter
    2) ein kompletter Steckschlüsselsatz
    3) diverse Maul- und Ringschlüssel
    4) ein Satz Ein-, Auspresshülsen (unerlässlich, wenn man nicht die gesamte Radaufhängung auseinanderbauen möchte:icon_cool:)
    5) ein Ausziehhammer (bin mir nicht sicher, ob das Teil wirklich so heißt. An späterer Stelle werde ich noch ein Bild posten) für die Radnabe
    6) eine Außentorxnuss zum Lösen der Antriebswelle (hab leider die Größe nicht mehr im Kopf)
    7) ein Hammer mit einem !stumpfen! Meißel (zum herausschlagen der Antriebwelle)
    8) ein Druckluftschrauber (bei festgegammelten Kram hilft manchmal nur Gewalt:keule:)
    9) eine ca. 80 bis 100 cm lange 1/2 Zoll Verlängerung
    10) eine Felx
    11) und last but not least jede Menge Rostlöser, bzw. Kriechöl (Ihrglaubt gar nicht wie angegammelt der ganze Kram da unten sein kann:Eeeeeek:)


    Zum Material kann ich nur sagen, dass Ihr darauf achten müsst nicht nur das neue Lager zu bestellen, sondern auch einen neuen Sicherungsring und eine neue Bundmutter für die Antriebswelle. Warum gerade die unerlässlich ist, werdet Ihr am Ende der Anleitung feststellen.


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    Aber genug davon, kommen wir nun zum Eingemachten:


    Zu allererst müsst Ihr, bevor Ihr das Auto anhebt, die Radnabenmutter anlösen (hier ist der erwähnte Schlagschrauber Gold wert). Danach muss natürlich das Rad runter. Anschließend ist die Bremsanlage dran. Je nachdem, welches Model Ihr fahrt, ist das mehr oder weniger Aufwand. Ich habe das Glück einen 316i mein Eigen zu nennen, so musste ich nur die Bremstrommel abnehmen. Wer eine Scheibenbremse hat, muss nun zuerst den Bremmssattel abschrauben und bei Seite hängen (das ist wirchtig, lasst ihn nicht einfach an der Bremsleitung runterbaumeln). Danach muss auch die Scheibe runter.


    Ihr Blickt nun auf folgendes:


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    Hier seht Ihr vorne die Radnabe, dahinter das Bremsgeraffel der Trommelbremse.


    Weitergeht es mit der Antreibswelle. Ihr müsst diese vom Differential lösen. Dazu empfiehlt sich wieder der Schlagschrauber in Verbindung mit der erwähnten Verlängerung. Ihr braucht hier auch die Außentorxnuss. Die richtige zu finden ist in einer gut sortierten Werkstatt kein Problem.


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    Einfach geht dies, wenn Ihr die Nuss oben ansetzt und durch die Verlängerung und den Schlagschrauber entspannt von Außen arbeiten könnt:icon_cool:. Sind alle Schrauben gelöst, könnt Ihr die Welle abnehmen (dieser Part ist etwas nervig und erfordert Fingerspitzengefühl). Wenn Ihr allein am Gange seit, dann bindet nun die Welle an einem Befestigungspunkt hoch. Spätestens jetzt solltet Ihr auch die Radnabenmutter komplett abschrauben, ansonsten könnte der nächste Part schwierig werden.
    Denn nun müsst ihr mit Hammer und dem !stumpfen! Meißel die Welle aus der Radnabe schlagen(stumpf ist hier wirklich wichtig, da Ihr Euch sonst das Gewinde der Antreibswelle zur Sau macht). Wundert Euch nicht wenn das nur schwer geht. In der Regel waren die Beiden das letzte mal im BMW Werk getrennt. Passt vor allen Dingen auf den letzten mm auf, nicht dass Euch die Welle aus der Aufhängung rutscht und auf den Boden fällt. Nehmt die Welle ab und legt sie zu den anderen ausbebauten Teilen.


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    Das Ganze sieht nun von hinten so aus:


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    Und von vorn:


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    Es folgt der Ausbau der Radnabe. Ihr braucht den erwähnten Ausziehhammer, sowie drei Eurer Radschrauben. Stellt den Hammer auf die Nabe ein und Schraubt Ihn fest (vorsicht, das Teil ist verdammt schwer, lasst Euer Schätzchen also auf eine angenehme Arbeitshöhe herab). Auch dieser Part kann etwas schwer gehen, aber auch hier ist Kraft das Mittel zum Zweck. Bei mir zum Beispiel war die ganze Sache schon nach drei Schlägen vorbei.


    Hier ein Bild mit Hammer und angeschraubter Nabe:


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    Ihr blickt nun auf den Delinquenten:


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    Wundert Euch nicht, wenn etwas von dem Lager an der Nabe zurück bleibt. Das passiert recht häufig. Wie Ihr den Rest von der Nabe bekommt, schreibe ich später noch.


    Als nächstes ist der Sicherungsring dran, der das Lager und damit alles, was an ihm dranhängt an Ort und Stelle hällt. Vergesst Ihr ihn beim Wiedereinbau, kann Euch das alles während der Fahrt auseinanderfallen. Danach könnt Ihr Euch an das Lager selbst machen. Dazu benötigt Ihr die erwähnten Hülsen. Sucht Euch aus dem Satz eine Hülse, in die das Lager komplett reinpasst, und eine Hülse, die von hinten über die Offnung passt. Das Ganze sieht dann folgendermaßen aus:


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    Habt Ihr die Hülsen aufgesetzt und Euch vergewissert, dass die Hülsen richtig auf und über dem Lager sitzen, könnt Ihr mit zwei Schraubenschlüsseln beginnen das Lager herauszudrücken. Direkt im Anschluss daran setzt Ihr das neue Lager auf.


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    Dazu braucht Ihr eine Hülse, die genau auf den äußeren Lagerring passt, und eine große, die Ihr von hinten ansetzt. Wieder müsst Ihr den richtigen Sitz der Hülsen prüfen, bevor Ihr anfangt das neue Lager einzupressen.


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    Seit Ihr damit fertig, wird der neue Sicherungsring eingesetzt.


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    An dieser Stelle kommen wir zu dem erwähnten Lagerrest auf der Nabe. Spannt diese in einem Schraubstock ein und beginnt mit Hammer und einem möglichst breit auslaufenden Meißel den Rest vorzutreiben.


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    Nun ist schweres Gerät und Fingerspitzengefühl gefragt. Nehmt Euch eine Flex mit einer Trennscheibe und beginnt den Rest schräg aufzutrennen. Ihr müsst allerdings vorsichtig sein, damit Ihr nicht in die Nabe schneidet. Ihr brauch den Rest auch nicht vollkommen durchzutrennen. Den Rest erledigen dann Hammer und Meißel. Schlagt in die Trennstelle bis der Rest springt. Nun könnt Ihr ihn mit dem Meißel vorsichtig bis zum Ende der Nabe hebeln.


    Hier ein Bild des entfernten Restes:


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    Anschließend beginnt der Wiedereinbau der Radnabe. Sucht Euch eine Hülse, die genau auf den Lagerinnenring passt, und setzt sie von hinten an. Dann braucht Ihr noch eine, die irgendwie auf die Nabe passt (ich habe eine relatig kleine genommen). Achtet wieder auf den richtigen Sitzn der Hülsen, sowie der Nabe. Bevor Ihr anfangt zu pressen, müsst Ihr Euch absolut sicher sein, dass die Nabe gerade auf dem Lager sitzt. Tut Ihr dies nicht und presst sie schief ein, geht auch das neue Lager über den Jordan.


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    Jetzt müsst Ihr die Antreibswelle wieder einsetzten. Benutzt etwas Polierwatte um die Wellenaufnahme in der Nabe zu entgraten und zu reinigen. Nun fettet das Wellenende ein und drückt es so weit Ihr könnt in die Aufnahme. Hängt nun die Welle wieder an dem Befestigungspunkt auf. Nun nehmt Ihr wieder Hammer und Meißel zur Hand und beginnt die Welle !vorsichtig! einzuschlagen. Im Ernst macht nur leichte Schläge auf den äußeren Rad des Wellenendes und vergesst nicht sie nach jedem Schlag ein kleines Stück zu drehen. Den Zauber müsst Ihr nur so lange machen bis das Gewinde auf der anderen Seite zum Vorschein kommt. Hier setzt Ihr nun die neue Bundmutter auf und zieht die Welle durch den allseits beliebten Schlagschrauber ein. Anschließend wird die Welle wieder mit dem Differential verbunden. Hier ist wieder Fingerspitzengefühl gefragt.


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    Nun nutzt Ihr den Schrauber mit der Verlängerung um die Schrauben am Diff anzuziehen. Jetzt könnt Ihr die Bremsanlage wieder zusammenbauen. Hier folgt der Part, warum die neue Mutter nötig ist. Im Gewinde dere Welle sind Euch sicher schon die zwei Einkerbungen aufgefallen, diese werden zur Sicherung der Mutter benutzt. Nehmt dazu Hammer und Meißel zur Hand und schlagt den oberen Teil der Mutter in die Kerben. Zum Schluss noch das Rad wieder aufsetzten und festziehen.


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    Jetzt noch Euer Auto ablassen und herzlichen Glückwunsch, Ihr habt erfolgreich ein Radlager gewechselt!! Der Ganze Zauber hat mich vier Stunden gekostet, aber nur, da mir eine vernünftige Anleitung gefehlt hat und ich wiederholt ratlos im Raum stand. Zu guter Letzt hat dann aber doch noch alles geklappt.


    Veranstaltet habe ich den Zauber, da mir im vergangen Winter die Fahrwerksfeder hinten links gebrochen ist. Im Zuge der Mehrbelastung hat sich dann hinten rechts das Radlager verabschiedet. Ernsthaft ich dachte teilweiße, ich fahre keinen BMW sondern einen Panzer. Das Fahrwerk hinten habe ich auch koplett erneuert. Dazu gibts es aber bereits einen Thread.


    Zum Ende möchte ich noch sagen, dass meine Angaben ohne Gewähr sind und Ihr auf eigene Gefahr hin arbeitet. Sucht Euch am Besten also jemanden mit Erfahrung oder fahrt in eine SHW, wo Euch im Notfall ein Kfz-Meister helfen kann.


    Ich hoffe Meine Anleitung konnte Euch weiterhelfen und wünsche euch viel Erfolg beim selbstständigen Reparieren.


    Euer Tomsson :bmw-smiley:

  • mal so ne frage. bin vor kurzem aus ner kurve geflogen und mit dem rechten hinterrad gegen nen bordstein. felge war klar am arsch. hab ne neue drauf sah nicht weiters schlimm aus. nun ist mir aufgefallen dass mein rechtes hinterrad etwas schräg ist. und beim fahren bemerkt man auch ein leichtes poltern von hinten( nicht blechern sondern eher so ein unrundes laufgeräusch vom reifen) meine frage jetzt was kann das sein?

  • Super anleitung ;) ich habs beim Kumpel beidseitig auch gemacht (mit Trommelbremse) und war absolut easy ;)

    Ich weiss ich könnte schneller Fahren, aber ich liebe den Klang ihrer Hupe


    Wenn du so parkst wie du bummst, dann kriegst ihn nie rein